Wespen im Spätsommer – ein Kampf ums Überleben

Wespen im Spätsommer haben viel zu tun. Das Fortbestehen ihrer Art steht auf dem Spiel. | Foto: pixabay
  • Im Spätsommer ist der Wespenstaat am größten
  • Die Wespen sind im Jahresverlauf darauf ausgerichtet, ihren Artfortbestand zu sichern
  • Hornissen, eine Wespenart, sind besonders geschützt nach BNatSchG
  • Hornissen gelten als „Naturpolizei“

Es summt und schwirrt um den Tisch herum. Das gemütliche Beisammensitzen bei Kaffee und Kuchen kann im Spätsommer zu einer echten Herausforderung werden. Die Süßspeisen werden schnell zu einem beliebten Anflugziel für hungrige Wespen. Auch vor Gegrilltem machen sie nicht Halt. Doch was wollen sie eigentlich? Und warum sind sie so penetrant?

Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich den Jahresverlauf eines Wespenstaates genauer anschauen. Insgesamt überdauert so eine Kolonie tatsächlich gar nicht so lang und die überwiegende Zeit sind die Tiere damit beschäftigt, das Fortbestehen ihrer Art im nächsten Jahr zu sichern:

Zunächst beginnt die Wespenkönigin im Frühjahr damit, einen Unterschlupf zu suchen, in dem sie ihre Eier, in die von ihr errichteten Brutkammern legt. Um die geschlüpften Larven kümmert sie sich zunächst selbst. Im weiteren Verlauf des Jahres, bis in den Frühsommer hinein, werden weitere Arbeiterinnen mithilfe der ersten Generationen herangezogen. Im Spätsommer wird der sich bildende Staat durch die Aufzucht von Männchen und jungen Königinnen ergänzt. Die Wespenarbeiterinnen haben jetzt sehr viel zu tun, denn alle Tiere müssen mit ausreichend Nahrung versorgt werden.

Im Herbst erfolgt schließlich der Hochzeitsflug, bei dem sich die männlichen Drohnen und die Jungköniginnen mit denen anderer Staaten paaren. Mit der Befruchtung jener Jungköniginnen, ist das ganzjährig angestrebte Ziel erreicht. Der zur Arterhaltung gebildete Staat wird nun nicht mehr gebraucht und alle Tiere, ausgenommen der befruchteten Jungköniginnen, sterben an den ersten kalten Tagen des Herbstes. Die befruchteten Weibchen verharren nun in Kältestarre bis zum nächsten Frühjahr und der Zyklus beginnt von vorn.

Foto: Thomas Mühl

Man kann also sagen, dass sich Wespen im Spätsommer wahrlich im Kampf um Leben und Tod befinden. Kein Wunder also, dass sie aggressiver erscheinen. Am sichersten ist es, Lebensmittel im Freien abzudecken und Reste wegzuräumen. Wer Mitgefühl mit den hungrigen Tieren hat, kann an einem entfernten Platz ein Schälchen mit Saft aufstellen, an dem sich die Tiere tummeln können.

Wespennester in Gärten, Scheunen oder am Haus können zur aktuellen Jahreszeit besonders Angst bereiten. Der Staat brummt im wahrsten Sinne. Doch das Nest wird bald verlassen sein. Wartet man die ersten kühlen Nächte ab, kann das leere Nest rückstandlos und ohne sich in Gefahr zu bringen, entfernt werden. Grundsätzlich ist das Fangen, Verletzen und Töten der Tiere, sowie das Beschädigen oder Zerstören von aktiv genutzten Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ohne triftigen Grund verboten. Bauen die Tiere ihr Nest also beispielsweise direkt am Türrahmen Ihrer Wohnungstür, dürfen Sie die Behausung selbstständig entfernen. Bei Hornissen, welche übrigens auch zu den Wespenarten zählen, verhält sich das anders. Die dicken Brummer gelten nach dem Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützt. Ihr Jahresverlauf ist dem der Gewöhnlichen Wespen gleich. Jedoch sind sie deutlich entspannter als ihre Artverwandten und erfüllen hinzukommend wertvolle Aufgaben im Ökosystem. Sie gelten als „Naturpolizei“ und wirken aktiv der Massenvermehrung von Schädlingen entgegen. Manche Staaten können täglich bis zu 500 g Insekten, darunter Fliegen, Mücken, Nachtfalter und sogar Gewöhnliche Wespen vertilgen!

Kommt es nun doch einmal zum Konflikt im Zusammenleben zwischen Mensch und Hornisse, benötigen Sie für eine Entfernung oder Umsetzung des Nestes die Genehmigung der Unteren Naturschutz Behörde. Erst dann dürfen von Ihnen engagierte Kammerjäger tätig werden. Zuwiderhandlungen können laut Bußgeldkatalog mit bis zu 50 000 Euro Strafe belegt werden.