Im Landkreis Bautzen sind aktuell 26 nach § 30 des Bundesnaturschutzgesetzes und § 21 des Sächsischen Naturschutzgesetzes besonders geschützte Biotoptypen verzeichnet. Ihnen wird eine hohe Bedeutung in der Natur und Landschaft sowie für Flora und Fauna zugeschrieben, welche dauerhaft bewahrt werden soll.

Im Bezug auf sie sind jegliche Handlungen untersagt, welche dem Schutzziel entgegenwirken, das heißt also, die Biotope erheblich und nachträglich beeinträchtigen oder gar zerstören. Dabei entspricht die Qualität des Schutzes dem eines Naturschutzgebietes.

Besonders geschützte Biotoptypen des Landkreises Bautzen

Altarm eines fließenden Gewässers

  • = durch Abtrennung vom Fluss entstandene stehende Gewässer (ehemalige Haupt- und Nebenarme der Fließgewässer)
  • meist nährstoffreiche, stark zur Verlandung neigende Gewässer
  • durch Nähe und teilweise Verbindung zum Fließgewässer: Überflutungsereignisse
  • Vegetation entspricht jener der Verlandungsbereiche stehender Gewässer und der Ufervegetation unverbauter Bach- und Flussabschnitte
  • typisch: Wasserlinsen-, Laichkraut- und Schwimmblattgesellschaften, Röhrichte, Großseggenriede, Ufergehölze
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Kleine Wasserlinse, Gemeines Hornblatt, Wasserfeder, Wasserhahnenfuß, Weiße Seerose

Auwald

  • = naturnahe Wälder und Ufergebüsche im Überflutungsbereichen von Bächen und Flüssen
  • unterschiedlich lang andauernde, periodische Überschwemmungen, Ablagerung von Sedimenten
  • kennzeichnende Pflanzenarten je Typ:
    • Weidenauwälder- und gebüsche
      z.B. Silberweide, Bruchweide, Schwarzpappel, Große Brennnessel, Klettenlabkraut, Bittersüßer Nachtschatten
    • Hartholzauwälder
      z.B. Stieleiche, Gemeine Esche, Flatterulme, Gemeine Hasel, Schwarzer Holunder, Buschwindröschen, Gundermann
    • Erlen-Eschen-Wälder
      z.B. Schwarzerle, Gemeine Esche, Gewöhnliche Traubenkirsche, Sumpfpippau, Hainsternmiere, Rasenschmiele

Borstgrasrasen

  • = durch extensive Nutzung (Beweidung, Mahd) entstandene, ungedüngte Rasen, auf sauren, trocknen bis feuchten Böden
  • charakteristisch: niederwüchsige Gräser und Kräuter
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Borstgras, Bärwurz, Arnika, Hasenbrot, Vielblütige Hainsimse

Bruchwald

  • = von Schwarzerle beherrschte, naturnahe Wälder auf nassen, nährstoffreichen Moorstandorten
  • ganzjährig hoher Grundwasserstand, meist im Frühjahr zweitweise Überschwemmung
  • Bestände stellen Endstadium der Verlandung nährstoffreicher Sillgewässer dar
  • vorkommend an Teichen, Altwässern, in vermoorten Geländemulden
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Schwarzerle, Langährige Segge, Wasserschwertlilie, Sumpfreitgras, Sumpflabkraut, Gemeiner Blutweiderich

Gebüsch/naturnaher Wald trockenwarmer Standorte einschließlich Staudensäume

  • lichte und schwachwüchsige Baumschicht
  • meist vorkommend auf südexponierten Steilhängen, Felsstandorten, Steinschutthängen oder Dünensanden
  • u.a. thermophile Eichen-Hainbuchenwälder, Eichen-Trockenwälder, naturnahe Kiefernwälder trockenwarmer Fels- und Sandstandorte
  • entsprechende Gebüsche oft vergesellschaftet mit Trockenwäldern und Halbtrockenrasen
  • zu finden u.a. in Felsbereichen, an südexponierten Waldrändern, auf trockenwarmen Standorten im Offenland

Höhlenreiche/r Altholzinsel oder Einzelbaum

  • = ältere Einzelbäume und Baumgruppen, sowie Altholzinseln in geschlossenen Wäldern und Forsten, die reich an Höhlen sind (gilt für alle heimischen Baumarten und Obstbäume, unabhängig davon, ob abgestorben oder nicht)
  • wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten z.B. für Insekten, Vögel, Fledermäuse und Nagetiere

Hohlweg

  • = Wege in der freien Landschaft einschließlich ihrer Steilböschungen, die sich durch Erosion tief in die Geländeoberfläche eingeschnitten sind (Erosion durch ständiges Benutzen verstärkt, z.B. Befahren und Viehauftrieb)
  • typische Vegetation: Hecken und Gebüsche trockenwarmer Standorte, magere Frischwiesen, Staudensäume, Halbtrockenrasen

Löß- und Lehmwände

Magere Frisch- oder Bergwiese

  • = artenreiches, extensiv genutztes Grünland auf frischen Standorten, oftmals reich an buntblühenden Kräutern, meist ein- oder zweischürige Wiesen oder Mähweiden
  • Frischwiesen: magere Glatthaferwiesen und Kammgras-Magerweiden mit Arten mit geringem Nährstoffanspruch
  • Bergwiesen: Verband der Goldhafer-Frischwiesen, in sächsischen Mittelgebirgen ab 500 m über NN, mäßig trocken bis mäßig feucht
  • kennzeichnende Pflanzenarten je Typ:
    • Magere Frischwiesen
      z.B. Glatthafer, Wiesenlabkraut, Wiesenglockenblume, Pastinak, Wiesenrispengras, Rundblättrige Glockenblume, Kleiner Sauerampfer, Wiesenflockenblume, Ackerwitwenblume
    • Bergwiesen
      z.B. Goldhafer, Waldstorchschnabel, Bärwurz, Perückenflockenblume, Bergrispengras, Verschiedenblättrige Kratzdistel, Weicher Pippau, Rotschwingel, Rotstraußgras, Trollblume

Moore, Moorwälder

  • = von Regen oder Mineralbodenwasser anhängige, natürliche oder naturnahe Lebensräume, überwiegend baumfrei oder mit Moorwäldern bestockt
  • mehr oder weniger starke Torfauflage (abgestorbene Pflanzenteile werden durch ständigen Wassereinfluss nur unvollständig zersetzt)
  • Hochmoore: ausschließlich von Regenwasser gespeist, in niederschlagsreichen Regionen mit gemäßigt, kühlem Klima vorkommend, im Zentrum meist baumfrei, typisch sind Schlenken und torfmoosreiche Bulten, extrem nährstoffarm, vorherrschende Pflanzengesellschaften in sächsischen Hochmooren: Torfmoosgesellschaften, Bergkiefern-Moorwald
  • Zwischenmoore: = Übergangsmoor, Übergangstadium zwischen Hoch- und Niedermooren, noch vom Mineralbodenwasser beeinflusst, überwiegend nährstoffarm, Wechsel von Pflanzenarten der Nieder- und Hochmoore
  • Niedermoore: = Flachmoore, Lebensräume, welche durch hochanstehendes, Grund-, Quell- oder Stauwasser beeinflusst, nährstoffreich

natürlicher/naturnaher Bereich eines fließenden Binnengewässers einschließlich seiner Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen und naturnahen Vegetation sowie regelmäßig vom Gewässer überschwemmte Bereiche

natürlicher/naturnaher Bereich eines stehenden Binnengewässers einschließlich seiner Ufer und seines natürlichen und naturnahen Verlandungsbereiches

Offene Binnendüne

  • = waldfreie, von Wind aufgewehte Sandhügel des Binnenlandes aus kalkfreien, lockeren Sanden
  • extreme Standortbedingungen: Trockenheit, große Temperaturunterschiede -> hoch spezialisierte Fauna und Flora
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Silbergras, Vogelfuß, Bauernsenf, Mäuseschwanz-Federschwingel, Sandsegge, Gemeine Grasnelke, Schafschwingel, Sandstrohblume

Offene Felsbildung

  • = spärlich bewachsene, zum Teil mit Gehölzen bewachsene Felsbildungen innerhalb und außerhalb des Waldes
  • Felsen, Felsköpfe, Felswände, Felsspalten, alte und offen gelassen Steinbrüche mit typischer Felsvegetation
  • extreme Standortbedingungen (nur speziell angepasste Arten)
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Flechten, Moose, Scharfer Mauerpfeffer, Große Fetthenne, Streifenfarn

Offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalde

  • = Natürlich entstandene, waldfreie Block- und Geröllhalden aus unterschiedlichen Gesteinen
  • Gesteinsmassen bleiben durch Zusammenwirken aus Steilheit und Umweltfaktoren in Bewegung
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Heidekraut, Heidelbeere, Preiselbeere, Schlängelschmiele, Wolliges Reitgras, Flechten und Moose

Quellbereich

  • = Natürliche, ständig und zeitweise Grundwasseraustritte aus der Erdoberfläche, einschließlich ihrer typischen Umgebungen
  • Sturzquellen: Wasser tritt punktförmig an der Erdoberfläche aus, fließt sofort mit erheblichem Gefälle ab
  • Tümpelquellen: von unten her mit Wasser gefüllt, durch Überlaufen des Quelltümpels bildet sich ein Quellbach
  • Sickerquellen: großflächige Grundwasseraustritte, meist als Quellsümpfe oder Quellmoore ausgebildet
  • kennzeichnende Pflanzenarten: Quellzeiger: Bitteres Schaumkraut, Bachquellkraut, Wechselblättriges Milzkraut, Quellsternmiere, Waldschaumkraut, Moose

Röhricht

  • = meist hochwüchsige und artenarme Pflanzenbestände, in denen Röhrichtarten bestandsbildend vorherrschen
  • mehr oder weniger ausgedehnte Bestände in Verlandungsbereichen von Stillgewässern, ebenso an Ufern von Flüssen, Bächen und Gräben oder als Landröhricht auf brachgefallenen Nasswiesen sowie in sumpfig-moorigen Bereichen des Offenlandes
  • arm an Pflanzenarten, dennoch reich an Tierarten
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Gemeines Schilf, Schmalblättriger Rohrkolben, Gemeine Teichlinse, Kalmus, Teichschachtelhalm, Wasserschwertlilie, Wasserkresse, Pfeilkraut, Gemeine Sumpfsimse, Rohrglanzgras

Schlucht-, Blockhalden- oder Hangschuttwald

  • = edelholzreiche Laubmischwälder an felsigen, steinigen und schuttreichen oder sickerfeuchten, meist nordexponierten Schatthängen, auf Blockhalden in Schluchten und an stärker neigenden Hangfüßen
  • nährstoffreiche Standorte mit kühl-feuchtem Bestandsklima
  • hohes Farn- und Moorreichtum, meist üppig ausgebildete Krautschicht
  • kennzeichnende Pflanzenarten: Bergahorn, Gemeine Esche, Bergulme, Sommerlinde, Silberblatt, Gemeiner Frauenfarn, Gemeiner Wurmfarn, Echtes Springkraut, Wechselblättriges Milzkraut, Hohler Lerchensporn, Stinkender Storchschnabel, Goldnessel

Seggen- und binsenreiche Nasswiese

  • = extensiv oder nicht mehr genutzte Grünlandgesellschaften auf nassen und wechselnassen Standorten
  • gekennzeichnet durch das Vorkommen zahlreicher Nässe anzeigender Pflanzenarten, insbesondere Seggen und Binsen
  • in Sachsen vorwiegend in Form von acidophilen Binsen- und Pfeifengraswiesen
  • kennzeichnende Pflanzenarten: Wiesensegge, Sumpfsegge, Flatterbinse, Spitzblütige Binse, Sumpfschachtelhalm, Echtes Mädesüß, Großer Wiesenknopf, Sumpfkratzdistel, Sumpfschafgarbe, Wolliges Honiggras

Steinrücken

  • = linienförmige oder flächige Steinanhäufungen in der freien Landschaft, auch als Lesesteinwälle bezeichnet
  • Steine wurden im Zuge der landwirtschaftlichen Nutzung aufgesammelt und am Feldrand aufgeschichtet
  • in der Regel gut ausgeprägte Kraut-, Strauch- und Baumschicht, teilweise auch vegetationsfrei oder nur spärlich bewachsen
  • Lebensraum für z.B. Waldeidechse, Kreuzotter, Blindschleiche, Mauswiesel
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Eberesche, Bergahorn, Gemeine Esche, Zitterpappel, Wildapfel, Wildbirne, Hängebirke, Haselnuss, Faulbaum, Schlehe, Rosen, Himbeere

Streuobstwiese

  • = extensiv genutzte Obstbaumbestände aus hochstämmigen Gehölzen
  • oftmals unregelmäßig angeordnete Bäume
  • häufig Frischwiesen, Halbtrockenrasen und Brachestadien als Grünlandunterwuchs
  • artenreicher Unterwuchs, Totholz, Baumhöhlen bedingen hohen Artenreichtum besonders Insekten
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Obstbaumarten, Arten der mageren Frischwiese, z.T. Arten der Halbtrockenrasen

Sumpf

  • = überwiegend baumfreie, teils gebüschreiche, von Sumpfpflanzen dominierte Lebensräume auf mineralische bis torfige Nässböden, durch Oberflächen-, Quell-, oder hoch stehendes Grundwasser geprägt
  • keine oder extensive Nutzung
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Sumpfsegge, Blasensegge, Spitzblütige Binse, Flatterbinse, Waldsimse, Sumpfschachtelhalm, Echtes Mädesüß, Echter Baldrian, Kohldistel, Grauweide

Sumpfwald

  • = naturnahe Wälder auf nassen, sumpfigen (Mineralboden-) Standorten außerhalb der Überflutungsauen
  • zeitweise durch hoch anstehendes Grund- oder Sickerwasser geprägt
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Schwarzerle, Gemeine Esche, Gewöhnliche Traubenkirsche, Sumpfsegge, Echtes Mädesüß, Wasserschwertlilie, Waldsimse, Sumpfpippau, Pfeifengras, Rasenschmiele, Echtes Springkraut, Quellsternmiere

Trocken- und Halbtrockenrasen

  • = oft lückige von niederwüchsigen Gräsern und Kräutern geprägte Magerrasen auf trockenen, sonnenexponierten Standorten
  • extensiv genutzte Rasen (Beweidung, Mahd)
  • Sand- und Silikatmagerrasen: vorkommend auf nährstoffarmen Sand- oder flachgründigen Gesteinsverwitterungsböden, lückige, oft artenarme Gesellschaften
  • Halbtrockenrasen: artenreichere, durch extensive Bewirtschaftung geprägte Pflanzengesellschaften, teil beweidet, teil gemäht
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Silbergras, Bauernsenf, Sandsegge, Gemeines Ferkelkraut, Feldbeifuß, Kleines Mädesüß, Aufrechte Trespe, Pechnelke, Schafgarbe, Echtes Labkraut, Wiesensalbei, Kleines Habichtskraut

Trockenmauer

  • = ältere aus Naturstein aufgeschichtete, nicht verfugte Mauern in der freien Landschaft, häufig errichtet zur Abgrenzung von Nutzflächen
  • größtenteils als Stützmauer in Weinbergen und Böschungen
  • wichtige Sekundärbiotope für wärmeliebende Pflanzen und Tiere
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Flechten, Moose, Mauerraute, Nördlicher Streifenfarn, Zerbrechlicher Blasenfarn, Scharfer Mauerpfeffer, Mauernzimbelkraut

Wacholder-, Ginster- oder Zwergstrauchheide

  • = überwiegend baumfreie, von immergrünen Sträuchern oder Zwergsträuchern beherrschte Pflanzenbestände, insbesondere Heidekrautgewächse, Ginster und Wachholder
  • kennzeichnende Pflanzenarten: z.B. Heidekraut, Heidelbeere, Preiselbeere, Glockenheide, Haarginster, Färberginster, Besenginster, Drahtschmiele, Borstgras, Pfeifengras