Mit Gummistiefeln und Wathose sind die Mitarbeiter des Fördervereins Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz e.V. bereits um halb sechs Uhr morgens am Holschaer Teich unterwegs. Insgesamt 16 Fangnetze ziehen sie im Schilf und im Wasser auf, um Singvögel zu beringen. Dabei gehen sie die Netze in sechs Durchgängen stündlich ab. Begleitet wird ihre Arbeit von Nachtigall-Gesang und der rufenden Rohrdommel.
Jeder eingefangene Vogel wird beringt, vermessen und gewogen und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. An diesem Tag, dem 6. Mai, gehen insgesamt 33 Vögel ins Netz, darunter werden 26 neu beringt. Die übrigen Vögel hatten schon einen Ring aus den Vorjahren. Darunter eine Blaumeise, die ihren Ring seit 2019 trägt und inzwischen schon 6 Jahre alt ist. Ein stolzes Alter für eine Blaumeise. Insgesamt war es ein artenreicher Start mit 16 verschiedenen Arten. Darunter die typischen Schilfbewohner wie Rohrschwirl, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger und Schilfrohrsänger. Aber auch z. B. Goldammer, Schwanzmeise, Buchfink und Buntspecht sind ins Netz gegangen.
Im letzten Jahr wurden am Holschaer Teich etwas weniger Schilfbewohner gefangen als in den Vorjahren. „Ein Trend ist das nicht“, so Katrin Hoffmann vom Förderverein. „Jährliche Schwankungen kommen vor. Bereits 2021 gab es ein ähnliches Phänomen, was sich in den darauf folgenden Jahren nicht wiederholte“, so Hoffmann weiter. Die deutschlandweite Auswertung des IMS-Fangjahres 2024 muss noch erfolgen. Erst dann wird deutlich, ob ähnlich geringe Fangzahlen auch in anderen Regionen Deutschlands aufgetreten sind. Anschließend kann nach möglichen Ursachen gesucht werden.
Jedes Jahr, im Zeitraum von Mai bis August, findet das Integrierte Singvogelmonitoring, kurz IMS, statt. Es ist ein seit 1998 etabliertes deutschlandweites Beringungsprogramm zur Bestandkontrolle der Singvogelpopulation. Aktuell gibt es ca. 50 IMS-Fangplätze. Einen davon betreibt der Förderverein Sächsische Vogelschutzwarte Neschwitz e.V. seit 2018 am Holschaer Teich.
Die auf diese Weise erhaltenen Daten dienen dem Vergleich mit vorangegangenen Fangterminen. Es lassen sich z. B. Rückschlüsse auf Fortpflanzungs- und Überlebensraten ziehen. So können Singvogelbestände stichprobenartig kontrolliert werden, um sich ein Gesamtbild des Ist-Zustands und ihrer Entwicklung machen zu können.